EINLEITUNG:
Gesellschaftliche Wandlungsprozesse wie der demographische, der soziale, der wirtschaftliche und technische Wandel stellen ländliche Räume vor große Herausforderungen. Die Frage, ob und wie sich ländliche Räume unter diesen Voraussetzungen erfolgreich entwickeln können, muss neu beantwortet werden.
Ländliche Veränderungsprozesse auf allen Ebenen (regional, kommunal, örtlich) sind nötig, um sich an geänderte Rahmenbedingungen anzupassen und wünschenswerte Entwicklungen auszulösen.
Für eine gute Entwicklung sind Visionen notwendig. Eine Vision ist ein erstrebenswertes Bild der Zukunft. Die Vision als ein emotional starkes Bild dient als Orientierungskraft, lässt verschiedene Wege (und manchmal auch Umwege) zu und hilft vielfältige Aktivitäten und Initiativen auszulösen.
Ein visionärer Ansatz in der ländlichen Entwicklung ist Erfolg versprechender als eine Entwicklung rein aus der aktuellen Problemlage heraus. Die Vision setzt Kreativität und Engagement frei und es entstehen Ideen, die nur mit Sicht auf die Problemlage verborgen bleiben.
Eine Vision muss zudem für viele Menschen attraktiv sein, so dass sie die beschriebene Zukunft wünschen. Jeder Einzelne kann mit seiner persönlichen Umsetzungsidee dazu beitragen, dass die Vision Schritt für Schritt Realität wird. Visionen werden weniger umgesetzt denn gelebt. Damit sich viele Menschen an ländlichen Entwicklungsprozessen beteiligen, müssen sie für die jeweilige Vision inspiriert werden. In ländlichen Veränderungsprozessen kommt damit der Visionskommunikation eine hohe Bedeutung zu. Denn nur wenn die Vision so kommuniziert wird, dass sie für viele Köpfe anschlussfähig ist, kann sie ihre Kraft entfalten.
Doch wie kann gute Visionskommunikation gelingen? Wie können Visionen authentisch kommuniziert werden? Mit diesen Fragen beschäftigte sich das dritte WEGE-Symposium und ordnete „gute Kommunikation“ als Basis für eine gelingende Visionskommunikation in ländlichen Veränderungsprozessen ein.
DAUNER THESEN 2013
- Ländliche Veränderungsprozesse sind Kommunikationsprozesse:
In ländlichen Veränderungsprozessen kommt sowohl der Problem- als auch der Visionskommunikation eine große Bedeutung zu – nur so kann der Wandel in den Köpfen und Herzen der Menschen gelingen. Beides sollte auf den Erkenntnissen zu guter Kommunikation basieren. - Klarheit und Einfachheit der Vision:
Visionskommunikation setzt eine klare, einfach verständlich formulierte und in sich stimmige Vision voraus. Die Vision muss mit wenigen Sätzen zu erläutern und zu begründen sein. - Visionskommunikation braucht Zeit:
Die Menschen brauchen Zeit, die Vision zu verstehen und sich mit ihr auseinander zu setzen. Auch Widerstände sind normal. Nur wenn die Menschen die Möglichkeit zur kritischen Auseinandersetzung haben, schließen sie sich einer Vision möglicherweise an. Diese Auseinandersetzung ist gewünscht, denn gesucht werden Mut- und Mitmacher. - Für jeden muss etwas Passendes dabei sein:
Wir brauchen viele verschiedene Formate und Zugänge in der Visionskommunikation. Denn Menschen sind verschieden und öffnen sich einer Vision auf unterschiedliche Weise (intellektuell, emotional, …). Das wiederum bedeutet, dass die Wahrscheinlichkeit, zu einem Menschen mit der Vision durchzudringen steigt, je mehr Formate und Kanäle ihn erreichen. Viele Menschen lassen sich von einer Vision leichter auf der emotionalen als auf der rationalen Ebene begeistern. Hilfreich ist hier die Verwendung von Bildern, Vergleichen und Beispielen. - Visionskommunikation ist ein Balanceakt:
Mit einer guten Vision gelingt es, den Menschen eine Orientierung zu geben ohne sie manipulieren zu wollen. Damit ist eine gute Visionskommunikation zwischen den beiden Polen mitreißende, appellative Ermutigung und Überzeugung sowie Widerstandsempathie mit Akzeptanz und Würdigung von Widerständen auszutarieren. - Kommunikation ist komplex:
Wir kommunizieren, ob bewusst oder unbewusst, immer auf mehreren Ebenen gleichzeitig. Neben der Sachebene sind dies die Beziehungsebene (was halte ich von jemandem, wie stehe ich zu jemandem), die Appellebene (wozu möchte ich den anderen veranlassen) sowie die Selbstkundgabeebene (was gebe ich von mir selbst kund). - Gute Kommunikation braucht innere Klarheit:
Wie wir kommunizieren, hängt vom persönlichen Erfahrungshintergrund ab und ist immer auch davon geprägt, welche der vielen inneren Stimmen gerade die Oberhand haben. Kommunikation hat also mit jedem selbst zu tun, und wer sich selbst versteht, kommuniziert besser. Erst wenn wir unseren eigenen Standpunkt erarbeitet haben, können wir auch nach außen klar kommunizieren. - Gute Kommunikation ist wertebasiert:
Was und wie wir miteinander kommunizieren, basiert immer auch auf Werten, die wir explizit oder implizit vermitteln. Werte wie Würde des Menschen, Toleranz, Gewaltfreiheit, Menschlichkeit, Mitgefühl, Selbstbestimmung sind hier ein guter Kompass. Da jeder Wert, jede positive Qualität, übertrieben wird, wenn sie alleine steht, muss ein gutes Maß gefunden werden. - Gute Kommunikation ist wesens- und situationsgerecht:
Die gewählte Kommunikationsform muss zur jeweiligen Person passen, authentisch sein. Gleichzeitig muss sie sich aber auch stimmig in die jeweilige Situation (privater oder öffentlicher Raum, persönliches Gespräch oder Vortrag etc.) einfügen. - Breites kommunikatives Repertoire:
Ein guter Kommunikator ist sich aller vier Ebenen seiner Kommunikation bewusst und weiß sie gezielt und virtuos einzusetzen. Er schenkt der Beziehungsebene besondere Aufmerksamkeit, da er/sie weiß, dass dort die meisten kommunikativen Stolpersteine auftreten. Gute Kommunikation kann erlernt und weiter entwickelt werden.
Die Dauner Thesen wurden im Rahmen des 3. WEGE-Symposiums am 06.09.2013 in der Verbandsgemeinde Daun diskutiert und im Nachgang verabschiedet. Mit eingeflossen sind hier in besonderer Weise die Erkenntnisse der Kommunikationspsychologie nach Friedemann Schulz von Thun,
die Haltung und Methode der Themenzentrierten Interaktion nach Ruth Cohn sowie die Ansätze des Change Managements nach John P. Kotter.
Das WEGE-Symposium ist ein Einladungs-Fachworkshop, auf dem Fragen der visionären Regionalentwicklung und der Gestaltung von Veränderungsprozessen in ländlichen Räumen diskutiert werden.
DIE DAUNER THESEN HABEN BESCHLOSSEN
- Anna Fuchs
Schulz von Thun Institut für Kommunikation, Hamburg - Barcelona - Dr. Klaus-Gerd Eich
Diplom-Theologe, Organisationsberater (regio), Lehrbeauftragter des Ruth Cohn Institute für TCI international, Neuwied - Yvelle Gabriel
Künstler, Strohn - Prof. Dr. Gerhard Henkel
Universität Duisburg-Essen, Institut für Geographie, Autor des Buches „Das Dorf. Landleben in Deutschland – gestern und heute“, Fürstenberg - Dr. Maren Heincke
Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung (ZGV) der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Mainz - Beatrix Optenhövel
Lehrbeauftragte des Ruth Cohn Institute für TCI international, Solingen - Dr. Bernd Steinmetz
Leiter der Lebensberatung Gerolstein, Trier
Für den WEGE-Prozess:
- Werner Klöckner
Bürgermeister der Verbandsgemeinde Daun - Dr. Sabine
Theunert Vorsitzende der LAG Vulkaneifel - Alfred Bauer
Geschäftsführer der LEADER-Region Vulkaneifel - Verena Jardin
Mitarbeiterin der VGV Daun, MORO-Geschäftsstelle - Daniela Troes
Mitarbeiterin der VGV Daun, WEGE-Büro - Gerd Becker
ehrenamtlich tätiger WEGE-Botschafter und 1. Vorsitzender des Vereins Bürger für Bürger e.V. - Marlene Wierz-Herrig
ehrenamtlich tätige WEGE-Botschafterin - Friedbert Wißkirchen
ehemaliger ehrenamtlich tätiger WEGE-Botschafter - Andrea Soboth
IfR Institut für Regionalmanagement - Caroline Seibert
IfR Institut für Regionalmanagement
Entschuldigt:
- Isabell Friess
Deutsche Vernetzungsstelle Ländliche Räume (DVS) in der BLE, Bonn - Stefan Kämper
Deutsche Vernetzungsstelle Ländliche Räume (DVS) in der BLE, Bonn - Dr. Ulf Häbel
Pfarrer i.R., Laubach-Freienseen - Alfons Hausen
Hausen Consult, Kasel - Prof. Axel Lorig
Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten Rheinland-Pfalz, Mainz
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