„Wir stehen in der katholischen Kirche an
der Schwelle zu einer neuen Epoche, die wir als Christen aktiv mitgestalten
können“, betonte Bischof Dr. Stephan Ackermann in seiner Begrüßungsrede
anlässlich des Forums „Die Kirche bleibt im Dorf“ am 15. September 2018 in
Bitburg. Die Kirche habe sich in der Geschichte immer wieder neu erfunden. Dies
sei auch jetzt nötig, denn die Zeit der Volkskirche, in der Menschen in ihren
Glauben hineingeboren wurden, sei vorbei.
Pfarreien der Zukunft nennt sich das
Modell, mit dem die katholische Kirche zukunftsfähig werden möchte. Ein Wandel,
der vielen Gläubigen im Bistum Trier Angst macht. Ungewissheit über Strukturen
und die Ausgestaltung von Hauptamt und Ehrenamt sowie bisher eher wenig
Beteiligung der breiten Bevölkerung im Synodenprozess ließen Raum für
Spekulationen, was da wohl Neues kommen mag und welche Auswirkungen dies auf
das Leben als Christ haben mag.
Ängste nehmen, Bewusstsein schaffen, den
Horizont erweitern und vor allem Beteiligung und damit Einfluss auf die
Ausgestaltung der Pfarreien der Zukunft ermöglichen, waren die Ziele der
ablaufgleichen Foren in Otzenhausen und Bitburg, die insbesondere den
ländlichen Raum in den Blick nahmen.
Jeweils dreizehn Workshops standen an
beiden Tagen auf dem Programm, in denen es beispielsweise um kirchliches Leben
im ländlichen Raum oder lokale Ressourcen- und Vermögensverwaltung ging. In
dieser breiten Themenpalette war auch ein Workshop zum WEGE-Prozess (WEGE –
Wandel erfolgreich gestalten!) verortet. Bürgermeister Werner Klöckner, Verena
Welter, Mitarbeiterin im WEGE-Büro der Verbandsgemeinde Daun, sowie Winfried
Wülferath, Caritasdirektor im Caritasverband Westeifel e.V., leiteten gemeinsam
einen Workshop mit dem Titel „Kirche im Sozialraum: Dorfentwicklung
mitgestalten“. Auf großes Interesse bei den Teilnehmern stieß die Idee der
Entwicklung Sorgender Gemeinschaften in der Verbandsgemeinde Daun. Vielseitig
ist hier schon heute das gemeinsame Wirken von Kirche und Kommune. Werner Klöckner
stellte die verschiedenen Projekte, wie beispielsweise das Dauner Viadukt von
Jung bis Alt, den Verein Bürger für Bürger e.V. und die Entwicklung der
Sorgenden Gemeinschaft in Gillenfeld vor, wo sich die Kirche aktiv als Partner einbringt.
Begeistert zeigten sich die Teilnehmer
auch von den sog. Zukunftskonferenzen, einem Beteiligungsformat, das sich in
der Verbandsgemeinde Daun bewährt hat, um selbstorganisierte
Entwicklungsprozesse in den Ortsgemeinden anzustoßen. Dieses Format ermöglicht
es jedem, Ideen einzubringen und eine gemeinsame Zukunft zu gestalten. Ein
Ansatz, der laut Teilnehmern auch auf dem Weg zur Pfarrei der Zukunft
eingesetzt werden sollte, um die Interessen und Bedürfnisse der Gläubigen in
der Fläche, der Basis, mit in den Prozess einzubinden.
Die Workshopteilnehmer wagten eine Antwort
auf die Frage, ob die Kirche im Dorf bleibt. Der Tenor: Die Kirche bleibt im
Dorf, wenn wir Kirche nicht nur als das Gebäude verstehen, sondern als die
Gemeinschaft aller Gläubigen und diese mit Leben füllen. Die katholische Kirche
hat dann Zukunft, wenn sie sich mit Partnern auf gemeinsame Ziele vereinbart
und auf Augenhöhe an deren Realisierung arbeitet. Die Zeit der Konkurrenz und
Abgrenzung sei vorbei.
Bildquelle: Verena Welter